Mehr Lernpausen – ein Beitrag von Yannik Bless

Unser Gehirn befindet sich immer in einem von zwei Modi: Entweder blühen oder stutzen. Blühen bedeutet, dass Synapsen zwischen den Nervenzellen gebildet und aktiviert werden. Stutzen bedeutet, dass diese Synapsen gefestigt oder gekappt werden, ganz nach dem häufig gehörten Motto: «Use it or lose it.» Entscheidend für unsere Zwecke ist nun, dass die Phase des Stutzens entscheidend ist, wenn gelernt werden soll, denn genau dann werden die Lernfortschritte ins Gehirn «eingedrückt». Dazu muss aber zuerst eine Pause gemacht werden – solange noch Eindrücke aufs Gehirn einprasseln, befindet es sich automatisch im Modus des Blühens. Die ganz grosse Pause, die wir regelmässig einschalten, heisst Schlaf. Es ist deshalb gut verständlich, dass wir nach einer guten Portion Schlaf nicht nur das Gefühl haben, ausgeruht zu sein, sondern dass wir sehr häufig auch merken, dass «über Nacht» Erkenntnisse dazugekommen sind. Dieses Gefühl des Lernens müssten wir unseren Kindern im Schulalltag viel öfters ermöglichen. Weil wir sie aber nicht 3-4x tagsüber schlafen lassen wollen, können Sie sie in einen schlafähnlichen Modus überführen: jenen der automatisierten Tätigkeiten. Wenn Kinder für 5-15 Minuten etwas tun, bei dem sie gar nichts überlegen müssen (skizzieren, Musik hören, einfache Bewegungen), fällt ihr Gehirn in den Modus des Stutzens – und beginnt damit jene Lerninhalte zu verarbeiten, die vorher im Zuge des Blühens provisorisch ins Gehirn gelangt sind. Die Folge: Das Kind lernt! Obwohl es oberflächlich betrachtet «nur» eine Pause macht.

Quelle: HfH-Kurs Neuropsychologie